AusgewŠhlte Werke von Robert Walser

Library of Alexandria · AI-narrated by Gabriela (from Google)
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36 hr 30 min
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Eines Morgens trat ein junger, knabenhafter Mann bei einem BuchhŠndler ein und bat, da§ man ihn dem Prinzipal vorstellen mšge. Man tat, was er wŸnschte. Der BuchhŠndler, ein alter Mann von sehr ehrwŸrdigem Aussehen, sah den etwas schŸchtern vor ihm Stehenden scharf an und forderte ihn auf, zu sprechen. ÈIch will BuchhŠndler werden,Ç sagte der jugendliche AnfŠnger, Èich habe Sehnsucht darnach und ich wei§ nicht, was mich davon abhalten kšnnte, mein Vorhaben ins Werk zu setzen. Unter dem Buchhandel stellte ich mir von jeher etwas EntzŸckendes vor und ich verstehe nicht, warum ich immer noch au§erhalb dieses Lieblichen und Schšnen schmachten mu§. Sehen Sie, mein Herr, ich komme mir, so wie ich jetzt vor Ihnen dastehe, au§erordentlich dazu geeignet vor, BŸcher aus Ihrem Laden zu verkaufen, so viele, als Sie nur wŸnschen kšnnen zu verkaufen. Ich bin der geborene VerkŠufer: galant, hurtig, hšflich, schnell, kurzangebunden, raschentschlossen, rechnerisch, aufmerksam, ehrlich und doch nicht so dumm ehrlich, wie ich vielleicht aussehe. Ich kann Preise herabsetzen, wenn ich einen armen Teufel von Studenten vor mir habe, und kann Preise hochschrauben, um den reichen Leuten ein Wohlgefallen zu erweisen, von denen ich annehmen mu§, da§ sie manches Mal nicht wissen, was sie mit dem Geld anfangen sollen. Ich glaube, so jung ich noch bin, einige Menschenkenntnis zu besitzen, au§erdem liebe ich die Menschen, so verschiedenartig sie auch sein mšgen; ich werde also meine Kenntnis der Menschen nie in den Dienst der †bervorteilung stellen, aber auch ebensowenig daran denken, durch allzu Ÿbertriebene RŸcksichtnahme auf gewisse arme Teufel Ihr wertes GeschŠft zu schŠdigen. Mit einem Wort: meine Liebe zu den Menschen wird angenehm balancieren auf der Wage des Verkaufens mit der GeschŠftsvernunft, die ebenso gewichtig ist und mir ebenso notwendig erscheint fŸr das Leben wie eine Seele voll Liebe: Ich werde schšnes Ma§ halten, dessen seien Sie zum voraus versichert.Ç Ð Der BuchhŠndler sah den jungen Mann aufmerksam und verwundert an. Er schien im Zweifel darŸber zu sein, ob sein Vis-ˆ-vis, das so hŸbsch sprach, einen guten Eindruck auf ihn mache, oder nicht. Er wu§te es nicht genau zu beurteilen, es verwirrte ihn einigerma§en und aus dieser Befangenheit heraus frug er sanft: ÈKann ich mich denn, mein junger Mann, geeigneten Ortes Ÿber Sie erkundigen?Ç Der Angeredete erwiderte: ÈGeeigneten Ortes? Ich wei§ nicht, was Sie einen geeigneten Ort nennen! Mir wŸrde es passend erscheinen, wenn Sie sich gar nicht erkundigen wollten. Bei wem sollte das sein, und was fŸr einen Zweck kšnnte das haben? Man wŸrde Ihnen allerlei Ÿber mich hersagen, aber genŸgte denn das auch, Sie meinetwegen zu beruhigen? Was wŸ§ten Sie von mir, wenn man Ihnen zum Beispiel auch sagte, ich sei aus einer sehr guten Familie entsprossen, mein Vater sei ein achtbarer Mann, meine BrŸder tŸchtige, hoffnungsvolle Menschen und ich selber sei ganz brauchbar, ein bi§chen flatterhaft, aber zu Hoffnungen nicht unberechtigt, ein bi§chen dŸrfe man mir schon vertrauen, und so weiter? Sie wŸ§ten doch nichts von mir und hŠtten absolut nicht die kleinste Ursache, mich nun mit mehr Ruhe in Ihr GeschŠft als VerkŠufer anzunehmen. Nein, Herr, Erkundigungen taugen in der Regel keinen Pfifferling, ich rate Ihnen, wenn ich mir Ihnen, dem alten Herrn gegenŸber einen Ratschlag herausnehmen darf, entschieden davon ab, weil ich wei§, da§, wenn ich geeignet und beschaffen wŠre, Sie zu hintergehen und die Hoffnungen, die Sie, gestŸtzt auf Informationen, auf mich setzen, zu tŠuschen, ich dies in um so grš§erem Ma§e tŠte, je besser besagte Erkundigungen lauten wŸrden, die dann nur gelogen hŠtten, weil sie Gutes von mir sagten. Nein, verehrter Herr, wenn Sie gedenken, mich zu verwenden, so bitte ich Sie, etwas mehr Mut zu bezeigen als die meisten andern Prinzipale, mit denen ich zu tun hatte, und mich einfach auf den Eindruck hin anzustellen, den ich Ihnen hier mache. Au§erdem wŸrden einzuziehende Erkundigungen Ÿber mich nur schlecht lauten, um offen die Wahrheit zu sagen.Ç

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