Bourgeoisie und Proletariat in Afrika? Anwendung des Klassenbegriffs auf die kenianische Gesellschaft

· Aus der Reihe: e-fellows.net stipendiaten-wissen Book 1653 · GRIN Verlag
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Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Soziales System und Sozialstruktur, Note: 1,0, Universität Bayreuth (Fachbereich Entwicklungssoziologie), Veranstaltung: Seminar: Soziologie Afrikanischer Gesellschaften, Sprache: Deutsch, Abstract: In den 1970er und -80er Jahren drehte sich eine der letzten großen sozialwissenschaftlichen Diskussionen um die Frage, ob sich der marxistische Klassenbegriff auf Gesellschaften in den Ländern des Südens anwenden lässt. Diese Diskussion wurde am Beispiel Kenia geführt, weil dort schon in den 1940ern eine klare Schichtung erkennbar war. Ende der 70er standen sich zwei gegensätzliche Thesen gegenüber: Die erste orientierte sich an den Dependenz- und Unterentwicklungstheorien und besagte, eine kenianische Bourgeoisie könne sich nicht unabhängig entwickeln, weil sie von internationalem Kapital abhängig sei. Die Gegenthese dazu lautete, das Entstehen einer indigenen Bourgeoisie sei durchaus möglich und finde auch gerade statt, trotz Kenias Abhängigkeit von der Weltwirtschaft. Die Vertreter dieses zweiten Ansatzes distanzierten sich von der Dependenztheorie und den daraus abgeleiteten Aussagen über die kenianische Gesellschaft. Obwohl diese beiden Thesen völlig gegensätzlich sind, haben sie doch eine grundlegende Gemeinsamkeit: Beide orientieren sich sehr stark an der marxistischen Diktion und versuchen, die marxistischen Kategorien auf Kenia zu übertragen. In den 80ern entwickeln sich neue Ansätze, die ein differenzierteres Bild der kenianischen Gesellschaft zeichneten. Kitching entwickelte die marxistischen Kategorien weiter und hinterfragte, ob der Klassenbegriff überhaupt auf Kenia angewendet werden könne. Nyangira stellte die These auf, dass Ethnizität in gleichem Maße die kenianische Politik präge wie Klasse. Im Vergleich zu den anderen Ansätzen ist vor allem das Modell von Berg-Schlosser interessant, der auf Grundlage von umfassenden, empirischen Untersuchungen die einzelnen Klassen in der kenianischen Gesellschaft definierte, während die Einteilungen der meisten anderen Autoren einer empirischen Grundlage entbehren. Im Laufe der Debatte fand ein Differenzierungsprozess statt. In Ihrem Versuch, möglichst alle unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen zu erfassen, entfernten sich die Autoren immer mehr von der marxistischen Klassenanalyse. Es stellen sich die Fragen, was schließlich von der marxistischen Klassenanalyse noch übrig bleibt und ob die marxistische Denkweise in einer veränderten Welt überhaupt noch anwendbar ist.

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