Wien offenbart sich um 1900 als reges Zentrum dieser regelrechten Orientmode: Islamische Bauformen inspirieren Architektur und Kunsthandwerk der Gründerzeit. Der Orienttourismus boomt, während das Angebot und die Nachfrage nach Orientmalerei und Reiseliteratur steigen. Menschenschauen im Prater und Zirkusrevuen erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie exotistische Opern, Ballette oder Dramen in den Hoftheatern. Der Orient wird dabei nicht nur metaphorisch in Szene gesetzt, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes ins Rampenlicht gerückt. Die vorliegende Studie fragt nach der Rolle von Theatralität im österreichischen Orientalismusdiskurs und analysiert Theater und Unterhaltung als wirkmächtigen Bestandteil einer Modeerscheinung, die sich in der Donaumetropole jahrzehntelang als zutiefst 'populäres' Phänomen erweist.
Caroline Herfert studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Arabistik. Gefördert von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften promovierte sie 2015 an der Universität Wien. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Theatergeschichte, Historiographie, Orientalismusforschung und Postcolonial Studies. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe / Hamburg und die frühe Globalisierung.