Das Ende der Fesseln

· Die gesammelten Werke von Joseph Conrad Buch 11 · Minerva Heritage Press
E-Book
202
Seiten
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Über dieses E-Book

Conrads Novelle Das Ende der Fesseln oder Das Ende vomLied (1902) dreht sich um Kapitän Whalley, einen alternden Seemann, der mit körperlichem Verfall und finanzieller Verzweiflung kämpft. Einst ein angesehener Seefahrer, klammert sich Whalley an seine erodierende Würde, indem er ein riskantes Kommando auf dem baufälligen Dampfschiff Sofala annimmt und seine nachlassende Sehkraft verbirgt, um eine Zukunft für seine entfremdete Tochter zu sichern. Die Erzählung seziert Themen wie Überalterung und moralischen Kompromiss und kontrastiert Whalleys stoische Entschlossenheit mit den eindringenden Kräften des Verfalls – sowohl persönlich als auch mechanisch. Conrads Prosa verbindet maritime Realistik mit psychologischer Tiefe und nutzt den Verfall des Schiffs als Metapher für Whalleys bröckelnde Ideale. Die Geschichte kritisiert den spätkolonialen Kapitalismus, indem sie die Ausbeutung alternder Arbeitskräfte und den Verlust menschlicher Handlungsfähigkeit in unpersönlichen Systemen hervorhebt. Weniger gefeiert als Conrads Hauptwerke, bietet sie dennoch eine ergreifende Untersuchung von Stolz, Opfer und der tragischen Unausweichlichkeit des Obsoleszenz in einer sich rasch modernisierenden Welt.

Diese moderne Ausgabe von Conrads klassischem Roman enthält ein neues Nachwort, umfangreiche Referenzmaterialien einschließlich einer Zeitleiste zu Conrads Leben und Werk, ein Figurenglossar und Diskussionsfragen für Gruppen zu diesem literarischen Klassiker. Der Text des Romans wurde leicht bearbeitet, um veraltete Terminologie zu entfernen und ihn für heutige Leser zugänglicher zu gestalten.

Die Novelle hinterfragt die Spannung zwischen Integrität und Überleben durch Whalleys leises Zerbrechen. Sein Beharren darauf, die Fassade der Kompetenz aufrechtzuerhalten – symbolisiert durch die Weigerung, seine Blindheit zuzugeben – wird zu einem tragischen Akt der Selbsttäuschung, einem letzten Gefecht gegen die Bedeutungslosigkeit. Conrad kontrastiert das weite, gleichgültige Meer mit den beengten Räumen der Sofala, einem Mikrokosmos gesellschaftlicher Geringschätzung für die Alten. Whalleys Partnerschaft mit dem moralisch bankrotten Schiffseigner Massy unterstreicht die Verwundbarkeit von Ehre in einer profitorientierten Welt. Das Dampfschiff selbst, einst ein Wunder des Fortschritts, verfällt zur Gefahr und spiegelt so Whalleys Körper und die hohlen Versprechen des Kolonialunternehmens. Conrad vermeidet es, seinen Protagonisten zu sentimentalisieren; stattdessen inszeniert er Whalleys Schicksal als Anklage gegen Systeme, die Individuen verwerfen, sobald ihr Nutzen erlischt. Der finale Akt, eine Kollision aus menschlichem Versagen und mechanischem Versagen, reißt die Illusionen der Kontrolle nieder und hinterlässt nur das Echo eines Mannes, der seine Zeit überlebte, doch sich weigerte, seinen Mythos aufzugeben.


Autoren-Profil

Joseph Conrad (1857-1924) war ein britischer Schriftsteller polnischer Herkunft, dessen Werke als bedeutende Beiträge zur englischen Literatur gelten, insbesondere für ihre Erkundung der menschlichen Natur und des Imperialismus. Bekannt für Romane wie Herz der Finsternis und Lord Jim, setzte sich Conrad in seinen Erzählungen intensiv mit den moralischen und psychologischen Herausforderungen auseinander, die Menschen unter extremen Bedingungen erleben. Seine Erfahrungen als Seemann beeinflussten viele seiner Werke, die oft auf hoher See spielen und die Abgründe des menschlichen Geistes erforschen. In Herz der Finsternis etwa thematisiert er die Brutalität des Kolonialismus und die dunklen Seiten der Zivilisation. Conrads komplexe Erzählstrukturen und seine Fähigkeit, moralische Ambiguität darzustellen, haben seine Werke zu Klassikern gemacht und die moderne Literatur nachhaltig geprägt.

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