Die alptraumhafte Metamorphose des Gregor Samsa erschüttert den Alltag einer Prager Bürgerfamilie bis in ihre Grundfesten. An einem gewöhnlichen Morgen erwacht der pflichtbewusste Handlungsreisende in seinem Bett - verwandelt in ein ungeheures Ungeziefer. Die körperliche Transformation entlarvt die zerbrechliche Fassade familiärer Bindungen und gesellschaftlicher Konventionen, während Gregor in seiner neuen, fremdartigen Gestalt gefangen bleibt.
In der beengten Atmosphäre der Familienwohnung entfaltet sich ein psychologisches Kammerspiel von beklemmender Intensität. Gregors verzweifelte Versuche, seine Menschlichkeit zu bewahren, prallen ab an der wachsenden Entfremdung seiner Familie. Seine Schwester Grete, anfangs noch fürsorgliche Vermittlerin, durchläuft eine eigene, subtile Verwandlung, während die Eltern zwischen Mitleid und Abscheu schwanken. Die kafkaeske Groteske wird zum Seziertisch menschlicher Beziehungen unter extremen Bedingungen.
Die schleichende Erosion von Gregors Identität spiegelt sich in der klaustrophobischen Enge seines Zimmers, das sich vom Zufluchtsort zur Gefängniszelle wandelt. Kafka seziert mit chirurgischer Präzision die Mechanismen der Ausgrenzung und enthüllt die fragile Natur dessen, was wir als menschlich definieren. In der Geschichte dieser unmöglichen Verwandlung verdichtet sich die zeitlose Erfahrung von Isolation und Entfremdung zu einer verstörenden Parabel über die Zerbrechlichkeit menschlicher Würde und die Grenzen familiärer Liebe.