Die Geschichte der evangelischen Theologie nach dem zweiten Weltkrieg wurde in zunehmendem Maße durch Vorstellungen Dietrich Bonhoeffers geprägt. Aus diesem Grunde wurden zahlreiche Untersuchungen zu Themen seiner theologischen Aussagen veröffentlicht; auch befaßten sich mehrere kirchliche Tagungen ausschließlich mit seinen Schriften und Briefen, um im Nachvollzug seiner Gedanken eine Klärung der eigenen Position in unserer Welt zu gewinnen. Wenn nun der katholische Theologe Ernst Feil, die bisher erschienene Literatur aufnehmend, Bonhoeffers Weltverständnis im Rahmen seiner Theologie untersucht, so greift er damit ein Zentralthema seiner Theologie auf. Denn da Bonhocffcr die Frage nach der Welt -die er in seinen letzten Briefen als mündige Welt versteht - allein durch Jesus Christus beantwortet sieht, entfaltet Feil Bonhoeffers christologische Grundaussagen und geht dann weiter dem hermeneutischen Ansatz seiner Theologie nach, um das Theologieverständnis zu klären. Es ergibt sich damit für die Arbeit die Dreiteilung: Hermeneutik - Christologie - Weltverständnis. Danach wird zunächst die Theologie im Dienst der Praxis als Bonhoeffers hermeneutischer Ansatz herausgestellt, dann Christus als Mitte und Mittler für die Verbindung zur Hermeneutik wie zur Welt entfaltet und schließlich nach dem religionslosen Christentum in einer mündig gewordenen Welt gefragt. Indem Feil jene Themen in einem historischen Überblick wie in einer systematischen Zusammenfassung bietet, leistet er mit dieser Untersuchung einen wertvollen Beitrag zur Bonhoefferforschung.