Im Wirbel der Berufung

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Auszug: "»O ja«, sagte gedehnt der bleiche Mensch. Er hatte das dreiundzwanzigste Jahr kaum überschritten »Sie haben es gut«, rief der andere, ein glattrasierter, feuriger Römerkopf. »Ich muß ›Ja‹ sagen, Sie können, wenn Sie wollen, ›O ja‹ sagen. Sie können aber ebensogut ›O nein‹ sagen. Das ist der Vorteil, wenn man eine auskömmliche Rente hat. Ich habe dafür eine große Familie.« »Ich habe ebenfalls eine Tochter und einen Sohn«, sagte der junge Mann. Der Römer sprach: »Das ist viel für Ihr Alter. Wenn Sie es nicht so weit wie ich bringen wollen – das halbe Dutzend ist bei mir nahezu voll –, müssen Sie ganz gehörig aufpassen. Oder aber, vielleicht ist Ihr Vermögen grenzenlos. Sonst muß man die Ohren gehörig steifhalten. Im allgemeinen bin ich nicht so leicht aus der Fassung gebracht. Als ich aber die Pacht eines Theaters in Potsdam glücklicherweise antreten konnte, war es allerhöchste Zeit für mich.« »Nehmen Sie noch ein Bier, Herr Direktor?« Die Frage kam von einem schmierigen Jungen, der im Gärtchen des »Felsenkellers« bediente. »Fritz, Fridericus magnus, holdes ganymedisches Wesen, gewiß Ich liebe das Felsenkeller-Bier, weil es leicht und bekömmlich ist. Dazu kommt dieser Aufenthalt. Perlen, wahre Perlen im Golde sind diese kleinen Fürstensitze auf deutschem Grund. Es sind Juwelen, feinste und edelste Blüten der Kunst und Kultur. Wie das Schloß, ein Bau ganz aus karrarischem Marmor, aus der smaragdenen Tiefe des Parks hervorleuchtet! Dort die gewaltigen Sechzehnender im Wildgatter, prächtige Hirsche, gefleckte Hinden. Und dann die Kühle hier unter den hundertjährigen Laubbäumen bei voller Juliglut! Das Geschmetter der Vögel, das Bienengesumm! Um alle viere von sich zu strecken! Glaubt man nicht wahr und wahrhaftig im Paradies zu sein?! – Ich erlaube mir: also Prosit, Herr Doktor!« »Prosit!« sagte der junge Mann, und beide gossen mit Hochgenuß den kalten, goldgelben Trank hinunter."

About the author

Gerhart Hauptmann war ein renommierter deutscher Schriftsteller und Dramatiker, der am 15. November 1862 in Obersalzbrunn, Schlesien (heute Polen), geboren wurde und am 6. Juni 1946 in Agnetendorf, Niederschlesien, verstarb. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Naturalismus in der deutschen Literatur. Hauptmann wurde in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren und erhielt eine umfangreiche Bildung. Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung studierte er zunächst Bildhauerei in Breslau (heute Wrocław) und später Philosophie und Geschichte an den Universitäten in Jena und Berlin. Während seines Studiums begann er, sich intensiv mit Literatur zu beschäftigen und eigene Werke zu schreiben. Sein literarisches Debüt hatte Hauptmann im Jahr 1889 mit dem Gedichtband "Prometheus gebunden", gefolgt von seinem ersten Drama "Vor Sonnenaufgang" (1889). Letzteres gilt als eines seiner bekanntesten Werke und brachte ihm große Anerkennung ein. Hauptmanns Stücke zeichneten sich durch ihre realistische Darstellung des Lebens und der sozialen Verhältnisse aus, wobei er häufig sozialkritische Themen wie Armut, soziale Ungerechtigkeit und den Kampf der Arbeiterklasse thematisierte. Zu seinen berühmtesten Dramen gehören "Die Weber" (1892), das die Elend der schlesischen Weber thematisiert, und "Der Biberpelz" (1893), eine Komödie über die Alltagssorgen einer kleinen Angestelltenfamilie. Weitere bedeutende Werke umfassen "Hanneles Himmelreich" (1893) und "Der rote Hahn" (1901). Neben seiner Arbeit als Dramatiker schrieb Hauptmann auch Romane, Erzählungen und Novellen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist sein Roman "Bahnwärter Thiel" (1888), der von einem einfacher Bahnwärter handelt, der durch familiäre Probleme in den Wahnsinn getrieben wird. Gerhart Hauptmann erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1912. Seine Werke prägten maßgeblich die deutsche Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und sind bis heute fester Bestandteil des literarischen Kanons. Gerhart Hauptmann verstarb am 6. Juni 1946 in Agnetendorf. Sein literarisches Erbe und sein Einfluss auf die deutsche Literatur bleiben jedoch unvergessen.

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