Literarische Heldenverehrung im Nationalsozialismus. Hanns Johsts Drama 'Schlageter'

· GRIN Verlag
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Wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literaturgeschichte, Epochen, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit seinem Drama "Schlageter" (1933) wurde Hanns Johst zum führender Exponenten einer literarischen Mythen- und Legendenbildung, durch die ein ehemaliger Frontkämpfer zum Nationalhelden stilisiert wird. Mit seinem Stück erreichte dieser gleich nach dem Ende des ersten Weltkrieges einsetzende Prozess seinen absoluten Höhepunkt. Nach den Worten Günther Rühles handelt es sich um "das erste Schauspiel, in dem das 'Dritte Reich' sich [selbst] feierte." Durch Johsts Drama verbreitete sich das Schlagwort vom "ersten Soldat des Dritten Reiches", das dem von den Nationalsozialisten betriebenen Militärkult enormen Auftrieb verlieh. Der Autor hatte seine literarische Laufbahn mit expressionistischen Dramen begonnen und war schon in den zwanziger Jahren ein anerkannter und wiederholt aufgeführter Dramatiker gewesen. Mit Beginn der Weimarer Republik hatte er den Expressionismus hinter sich gelassen und war auf einen immer stärker völkisch und nationalistisch ausgerichteten Kurs eingeschwenkt, der ihn schließlich zu einem überzeugten Nationalsozialisten und zu einem der erfolgreichsten Kulturfunktionäre des Dritten Reiches werden ließ. Die Krönung seiner politischen Karriere war das Amt des Joseph Goebbels direkt unterstellten Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, das er von 1935 bis 1945 innehatte. Dass Johst als Dramatiker ursprünglich im Stil des Expressionismus geschrieben hatte, erkennt man zum Beispiel daran, dass der Protagonist Leo Schlageter - ähnlich dem eines expressionistischen Wandlungs- und Verkündigungsdramas - sich vom zögernden Zweifler am Sinn seines Tuns zum überzeugten Verfechter des aktiven Widerstands gegen die französische Besetzung des Rheinlandes im Jahre 1923 entwickelt. Damit wird er für seine "Kameraden" zur vorbildlichen Führerfigur und für seine Förderer und Sympathisanten nach seiner Verhaftung und Hinrichtung durch die französischen Besetzer zum nationalen Märtyrer. Die Botschaft zum Schluss des Dramas ist keinesfalls die eines gescheiterten Partisanenkämpfers, sondern im Gegenteil die eines erfolgreichen Patrioten, dessen Opfer nicht umsonst gewesen ist. Aufrechten Hauptes und mit pathetischen Durchhalteappellen an seine Kameraden und alle deutschen Volksgenossen geht er im Stil eines expressionistischen Welterneuerers triumphierend in den Tod - überzeugt, dass sein Kampf eines Tages siegreich zu Ende geführt werden wird.

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