Harz: Thriller

· btb Verlag
3,5
4 Rezensionen
E-Book
304
Seiten
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53 % Preisnachlass ab dem 17. Okt.

Über dieses E-Book

Liv ist seit dem sechsten Lebensjahr tot, ertrunken in der Brandung. Das zumindest lässt ihr Vater Jens die Behörden glauben. Jens ist ein krankhafter Sammler, getrieben von der Angst, seine einzige Tochter zu verlieren. Und so lebt Liv in der Einsamkeit eines Containers hinter dem Hof, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen und in Harz konservierten Tieren – ein sorgsam von der Außenwelt abgeschirmtes Leben, ein Leben in der Falle. Meisterhaft erzählt Ane Riel von einer scheinbar verkehrten Welt, in der aus Liebe Obsession wird und aus dem Wunsch nach Sicherheit tödliche Gefahr.

Bewertungen und Rezensionen

3,5
4 Rezensionen
Nadja G.
14. Juli 2019
Die 6-jährige Liv ist auf den ersten Blick ein ganz gewöhnliches Mädchen wie alle anderen auch, dem ist jedoch nicht so. Sie hat Dinge gesehen, die kein Kind sehen sollte und Dinge getan, die kein Kind tun sollte, sie lebt so wie kein Kind leben sollte, im absoluten Chaos. Oben auf "dem Kopf" einer Insel lebt sie ganz abgeschottet mit ihrem sammelsüchtigen Vater, der alles ganz festhält, was er besitzt und nichts mehr hergibt, auch sie nicht. Dann ist da noch ihre krankhaft fettleibige Mutter, die ihre Stimme verloren hat und ihren Kummer mit Essen unterdrückt. Das Chaos nimmt immer weiter zu, bis selbst Liv erkennt, dass es so nicht weitergehen kann... Die Geschichte beginnt mittendrin in der Gegenwart, wird dann jedoch zurückgeworfen in die Vergangenheit, in der die Gründe für das Verhalten des Vaters erkundet werden sollen. Dort beginnt die eigentliche Geschichte, auf "dem Kopf" der Familie. Der Leser erhält tiefe Einblicke in das Familienleben von Livs Großeltern, ihrem Vater und Onkel, zu einer anderen Zeit, als alles noch anders war. Auch wenn ich rückblickend verstehe inwiefern diese Ausschnitte wichtig sind, konnten sie mich nicht fesseln. Die ersten 100 Seiten habe ich mich durchgequält und darauf gehofft es möge bald etwas Spannendes passieren. Die Geschichte plätschert vor sich her und ist auf die psychologische Entwicklung der Charaktere fokussiert, allen voran die Bedeutung des Baumharzes. Die Gegenwartsgeschichte mit Liv fand ich um einiges interessanter und durch die unterschiedlichen Perspektiven konnte ich die Geschehnisse besser einordnen und verstehen. Liv kann einem leid tun, dazu muss ich aber sagen, dass sie so aufgewachsen ist und es nicht anders kennt, was es in meinen Augen nicht ganz so tragisch macht. Dieser Eindruck nahm mit Fortgang der Geschichte ab, als die Leiden von Mutter und Vater immer schlimmer werden und ich darauf hoffte, dass jemand die Familie aus ihrem Elend befreien würde. Das krankhafte Verhalten des Vaters ist so erschreckend und verstörend, doch seine seltsame Liebe zu Liv ungebrochen. Auch zur Mutter hat sie eine einzigartige Beziehung, die jedoch, wie auch zum Vater, bald zu bröckeln beginnt und sich der Zusammenbruch schon erahnen lässt. Das letzte Drittel fand ich am aufregendsten, weil da endlich eine Atmosphäre nach Veränderung aufkommt und Hilfe von außen endlich wahrscheinlich scheint. Früher oder später musste es so kommen. Fazit: Ein ungewöhnlicher, äußerst atmosphärischer Thriller, der den Fokus auf die psychologische Entwicklung der Protagonisten legt, mir jedoch an Spannung mangelte, welche die Geschichte Stellenweise langweilig machte.
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S. L.
27. Juli 2019
Wer hier auf einen spannenden Thriller hofft, der wird wahrscheinlich, wie ich, etwas enttäuscht sein. Hinter dem Buchtitel verbirgt sich eine richtige Familientragödie, die teilweise spannend, teilweise sehr zäh zu lesen war. Anfangs erfährt man sehr viel über Vater Jens, wie er aufgewachsen ist usw., was sich etwas langweilig las. Teilweise ist das Buch dann aus der Sicht von Liv geschrieben und zwischendrin sind auch noch Briefe von ihrer Mutter abgedruckt. Ich empfand das Buch weder als Thriller, noch als Psychothriller. Es war einfach nur die Lebensgeschichte eines sehr kranken Vaters, der sein Kind vor der Welt beschützen wollte. Es ist für mich sehr befremdend und gruselig gewesen, alle diese fürchterlichen Details aus dem Leben der Familie zu lesen. Liv tat mir fürchterlich leid, da sie alles was ihr Vater ihr erzählte natürlich glaubte und nie infrage stellte, da sie ja nichts anderes kannte. Was mir aber sehr gut gefallen hat, war der Schreibstil der Autorin. Es war mein erstes Buch von ihr und vielleicht werde ich ihr nochmal eine Chance geben.
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Dani Ela
21. Juli 2019
„Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat“. Schon der erste Satz von Ane Riels Thriller „Harz“ ließ mich erschrocken blinzeln. Ebenso verstörend geht die Geschichte weiter. Die 6-jährige Liv lebt mit ihren Eltern abseits vom Dorf in einem Haus mitten im Wald. Damit sie nicht in die Schule muss, wurde sie von ihren Eltern tot gemeldet. Für Liv scheint dies nicht weiter sonderbar zu sein. Sie erzählt mit einer Selbstverständlichkeit von nächtlichen Raubzügen mit ihren Vater und ihrer Wohnsituation, dass man Gänsehaut davon bekommt. In Rückblicken wechselt die Erzählperspektive zu Livs Vater Jens. Dieser Teil las sich nicht ganz so spannend und hatte einige Längen. Trotzdem ist es für die Handlung wichtig zu sehen, dass auch Jens einst eine ganz normale Kindheit und Jugend hatte, bis alles aus dem Ruder lief. Die Leserstimme auf dem Einband beschreibt es eigentlich ganz gut. Man sympathisiert mit jedem Charakter. Niemand in diesem Buch agiert aus Bösartigkeit. „Harz“ ist vor allem eine Charakterstudie. Was passiert mit Menschen, die in völliger Isolation leben? Abgeschnitten von jeglichen Informationsquellen, Freunden, Input von anderen Personen... Im Falle der Familie Harder führt diese selbstgewählte Lebenssituation zu einem immer größeren Realitätsverlust und einer zunehmenden Ausprägung von Ängsten und irrationalem Verhalten. Ane Riel gelingt es, das Leben der Familie sehr real zu beschreiben, so dass einem bei der Vorstellung von all dem Gerümpel, Dreck und Gestank das Grausen kommt. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches sind die Kapitel aus Livs Sicht. Sie ist größtenteils ahnungslos, wie bizarr ihre Lebenssituation ist, da es für sie Normalität geworden ist. Für ihr Alter ist sie überraschend erwachsen und pragmatisch. In gewisser Weise sogar mehr als ihre Eltern. Etwas befremdlich fand ich die Darstellung der Dorfbewohner, da die Kapitel aus Sicht des Gastwirts kindlicher geschrieben waren als die aus Livs Perspektive. Analog zum ersten Satz des Buches gelang es Ane Riel auch den letzten Satz als absoluten Schocker zu formulieren, der mich direkt einen Moment lang sprachlos zurück ließ. „Harz“ war für nicht wirklich ein Thriller, da sich die Spannung in Grenzen hielt, aber ich empfand eine bizarre Faszination, mehr über diese Familie herauszufinden. Die Geschichte war anders als ich es erwartet hatte, jedoch in jedem Fall originell und hebt sich somit von den Büchern ab, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
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Autoren-Profil

Ane Riel, Studium der Kunstgeschichte, wurde 1971 in Aarhus geboren. Ihr Debütroman »Blutwurst und Zimtschnecken« wurde als bester dänischer Krimiroman des Jahres ausgezeichnet. Für ihren zweiten Roman »Harz« hat sie gleich alle vier wichtigen skandinavischen Krimipreise bekommen: den dänischen, norwegischen, schwedischen Krimipreis sowie den Preis für den besten Kriminalroman Skandinaviens insgesamt.

Julia Gschwilm, geboren 1977, studierte Skandinavistik, Germanistik und Philosophie in München und Lund (Schweden). Nach einem Volontariat im Lektorat und einer Teilzeitstelle bei einer Buchagentur arbeitet sie seit 2008 in Vollzeit als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin. Sie übersetzt Belletristik und Sachbücher sowie Dialogbücher für den Synchronbereich aus dem Schwedischen, Norwegischen und Dänischen. Julia Gschwilm lebt und arbeitet in München.

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