Axel Heyst, der gespenstische Protagonist von Sieg (1915), treibt durchs Leben wie ein Mann, allergisch gegen den eigenen Schatten. Ein sich selbst exilierter schwedischer Einsiedler, der eine verlassene Insel im malaiischen Archipel heimsucht, klammert er sich an das nihilistische Mantra seines toten Vaters: „Schau zu – mach keinen Laut.“ Doch Conrad, ewiger Saboteur der Philosophie, lockt Heyst in die eine Falle, die er nicht intellektualisieren kann: einen anderen Menschen. Da ist Lena, eine Geigerin, zur Spielfigur eines schäbigen Hotelorchesters degradiert, deren Fluchtverlangen Heysts Sehnen nach Verbindung spiegelt. Ihre Bindung ist keine Liebe – es ist ein gegenseitiger Tabubruch. Heyst verletzt sein eigenes Credo der Distanz; Lena durchbricht das Gefängnis ihrer Ausbeutung.
Diese moderne Ausgabe von Conrads klassischem Roman enthält ein neues Nachwort, umfangreiche Referenzmaterialien einschließlich einer Zeitleiste zu Conrads Leben und Werk, ein Figurenglossar und Diskussionsfragen für Gruppen zu diesem literarischen Klassiker. Der Text des Romans wurde leicht bearbeitet, um veraltete Terminologie zu entfernen und ihn für heutige Leser zugänglicher zu gestalten.
Die Insel, ein faulendes Eden mit schlummerndem Vulkan, wird zur Bühne von Conrads intimster Groteske. Drei Eindringlinge – Jones, ein geckenhafter Räuber; Ricardo, sein messerbewehrter Trieb; und Pedro, die unmenschliche Bestie – steigen wie Karnevalsdämonen herab, auf der Jagd nach mythischem Schatz, der nicht existiert. Die wahre Beute ist Heysts fragile Menschlichkeit, entblößt, als er zum Handeln, Begehren, Kämpfen gezwungen wird. Lena, die ihre vermeintliche Schwäche zur Waffe macht, inszeniert einen vergeblichen Erlösungsversuch, ihre letzten Momente ein stummer Schrei gegen die zentrale Lüge des Romans: dass Distanzierung Rüstung sei.
Conrads Triumph ist, dass er uns für einen längst toten Mann hoffen lässt, in einer Welt, wo jeder Sieg eine Kapitulation in Verkleidung ist.