Taifun: Deutsche Ausgabe

· Die gesammelten Werke von Joseph Conrad Buch 4 · Minerva Heritage Press
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153
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Über dieses E-Book

Taifun (1902) folgt Kapitän MacWhirr, einem stoischen, fantasielosen Seemann, der das Dampfschiff Nan-Shan durch einen gewaltigen Sturm im Südchinesischen Meer steuert. Die Novelle kontrastiert MacWhirrs unbeugsamen Pragmatismus mit dem existenziellen Chaos des Taifuns und erforscht Themen wie menschliche Widerstandskraft, Führung und den Zusammenprall zwischen Ordnung und Urkräften. Eine Nebenhandlung handelt von chinesischen Wanderarbeitern an Bord, deren Kampf um in einem geborstenen Kohlenfach versteckte Löhne die Spannungen verstärkt. Conrad kritisiert imperialistische Selbstzufriedenheit, indem er den Sturm als Metapher für die Zerbrechlichkeit menschlicher Systeme gegenüber gleichgültiger Natur rahmt. Die Erzählung verbindet maritime Realistik mit psychologischer Spannung und seziert MacWhirrs unheldische, doch effektive Führung – einen Mann, dessen Buchstabengläubigkeit sich in der Krise als unbeabsichtigte Tugend erweist. Weniger philosophisch dicht als Conrads Hauptwerke, unterstreicht sie doch seine Beschäftigung mit Pflicht, Isolation und den Grenzen der Rationalität.

Diese moderne Ausgabe von Conrads klassischem Roman enthält ein neues Nachwort, umfangreiche Referenzmaterialien einschließlich einer Zeitleiste zu Conrads Leben und Werk, ein Figurenglossar und Diskussionsfragen für Gruppen zu diesem literarischen Klassiker. Der Text des Romans wurde leicht bearbeitet, um veraltete Terminologie zu entfernen und ihn für heutige Leser zugänglicher zu gestalten.



Die Novelle hinterfragt die Illusion der Kontrolle durch MacWhirrs hartnäckiges Festhalten an Verfahrensabläufen mitten im Chaos. Seine Weigerung, den Sturm zu romantisieren oder zu philosophieren – er erträgt ihn einfach – untergräbt den traditionellen Heroismus und positioniert ihn als antiromantische Figur. Der Taifun selbst ist eine Gleichmacherkraft: Er beseitigt Hierarchien und reduziert Besatzung wie kolonisierte Arbeiter auf einen Überlebenskampf auf primitiver Ebene. Conrads abgeklärte Prosa spiegelt die Unpersönlichkeit des Sturms wider, doch das menschliche Drama bleibt bestehen. Die chinesischen Arbeiter, wie Fracht behandelt, brechen in Gewalt aus, ausgelöst durch Geld, und enthüllen den moralischen Verfall unter dem kolonialen Handel. MacWhirrs Entscheidung, ihre Löhne zurückzugeben, als bürokratische Pflicht statt moralisches Erwachen dargestellt, unterstreicht Conrads Ambivalenz gegenüber menschlichen Motiven. Selbst das Überleben ist ambivalent: Das Schiff schleppt sich in den Hafen, doch die Kosten – physisch und existenziell – bleiben bestehen. Die Nachwirkungen des Sturms hinterlassen keine Erleuchtung, nur die stille Erkenntnis, dass Ordnung ein vorübergehender Anstrich ist. Conrad deutet an, dass in einem Universum, das gleichgültig gegenüber menschlichem Streben ist, Widerstandsfähigkeit weder edel noch vergeblich ist, sondern schlicht der Akt des Durchhaltens.

Autoren-Profil

Joseph Conrad (1857-1924) war ein britischer Schriftsteller polnischer Herkunft, dessen Werke als bedeutende Beiträge zur englischen Literatur gelten, insbesondere für ihre Erkundung der menschlichen Natur und des Imperialismus. Bekannt für Romane wie Herz der Finsternis und Lord Jim, setzte sich Conrad in seinen Erzählungen intensiv mit den moralischen und psychologischen Herausforderungen auseinander, die Menschen unter extremen Bedingungen erleben. Seine Erfahrungen als Seemann beeinflussten viele seiner Werke, die oft auf hoher See spielen und die Abgründe des menschlichen Geistes erforschen. In Herz der Finsternis etwa thematisiert er die Brutalität des Kolonialismus und die dunklen Seiten der Zivilisation. Conrads komplexe Erzählstrukturen und seine Fähigkeit, moralische Ambiguität darzustellen, haben seine Werke zu Klassikern gemacht und die moderne Literatur nachhaltig geprägt.

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