Falk: Deutsche Ausgabe

· Die gesammelten Werke von Joseph Conrad Buch 9 · Minerva Heritage Press
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136
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Über dieses E-Book

Conrads Falk (1903) ist eine Novelle, die in einem südostasiatischen Hafen spielt und moralische Ambivalenz sowie urtümliche Überlebensinstinkte durch die Geschichte des titelgebenden Charakters, eines zurückgezogenen Schlepperkapitäns, erforscht. Die Erzählung entfaltet sich über eine Rahmenhandlung: Ein namenloser Seemann erfährt von Falks traumatischer Vergangenheit, die Kannibalismus beinhaltet, um einen Schiffbruch zu überleben. Falks Geheimnis erschwert sein Verlangen, die Nichte von Hermann, einem moralisch rigiden Schiffsführer, zu heiraten, der sich bei der Enthüllung entsetzt abwendet. Conrad kontrastiert Falks rohen Pragmatismus mit gesellschaftlichen Konventionen und hinterfragt die Spannung zwischen Überlebensethik und zivilisierter Moral. Die Novelle kritisiert koloniale Heuchelei, während die Figuren Isolation und Urteil in einem liminalen, multikulturellen Hafen navigieren. Stilistisch verwendet Conrad schlichte, direkte Prosa, die sich mit dem psychologischen Gewicht von Falks Geständnis kontrastiert. Weniger explizit politisch als seine Hauptwerke, seziert es dennoch menschliche Verletzlichkeit und die Kompromisse, die das Existieren am Rande der Gesellschaft erfordert.

Diese moderne Ausgabe von Conrads klassischem Roman enthält ein neues Nachwort, umfangreiche Referenzmaterialien einschließlich einer Zeitleiste zu Conrads Leben und Werk, ein Figurenglossar und Diskussionsfragen für Gruppen zu diesem literarischen Klassiker. Der Text des Romans wurde leicht bearbeitet, um veraltete Terminologie zu entfernen und ihn für heutige Leser zugänglicher zu gestalten.

Die Geschichte ist darauf angelegt, existenzielle und moralische Gewissheiten zu entlarven, indem sie Überleben als einen amoralischen Akt darstellt, der gesellschaftliche Binärbegriffe wie „zivilisiert“ und „wild“ herausfordert. Falks Kannibalismus, unsensationell präsentiert, wird zu einer Linse, um die Zerbrechlichkeit menschlicher Ethik unter Druck zu untersuchen. Seine Isolation – sowohl physisch als auch psychisch – spiegelt die transiente, wurzellose Atmosphäre des Kolonialhafens wider, wo europäische Normen auf die harten Realitäten der Grenzexistenz prallen. Hermanns Empörung über Falks Vergangenheit unterstreicht die Heuchelei einer Gesellschaft, die seefahrenden Heroismus romantisiert, sich aber vor seinen dunkelsten Konsequenzen ekelt. Conrad kontrastiert Falks kompromisslose Ehrlichkeit mit Hermanns performativer Moral und deutet an, dass Überleben oft das Überschreiten derjenigen Codes erfordert, die „Menschlichkeit“ definieren. Die stille Akzeptanz Falks durch die Nichte deutet ein stilleres, empathischeres Verständnis moralischer Komplexität an und untergräbt patriarchale und koloniale Autorität. Conrads zurückhaltender Ton verstärkt den existenziellen Kern der Geschichte: In einer Welt, die gleichgültig gegenüber individuellem Leid ist, ist Überleben weder edel noch monströs – es ist einfach da. Die Kraft der Novelle liegt in ihrer Weigerung zu urteilen, sodass Leser mit der verstörenden Frage zurückbleiben, was auch sie opfern würden, um zu überleben.


Autoren-Profil

Joseph Conrad (1857-1924) war ein britischer Schriftsteller polnischer Herkunft, dessen Werke als bedeutende Beiträge zur englischen Literatur gelten, insbesondere für ihre Erkundung der menschlichen Natur und des Imperialismus. Bekannt für Romane wie Herz der Finsternis und Lord Jim, setzte sich Conrad in seinen Erzählungen intensiv mit den moralischen und psychologischen Herausforderungen auseinander, die Menschen unter extremen Bedingungen erleben. Seine Erfahrungen als Seemann beeinflussten viele seiner Werke, die oft auf hoher See spielen und die Abgründe des menschlichen Geistes erforschen. In Herz der Finsternis etwa thematisiert er die Brutalität des Kolonialismus und die dunklen Seiten der Zivilisation. Conrads komplexe Erzählstrukturen und seine Fähigkeit, moralische Ambiguität darzustellen, haben seine Werke zu Klassikern gemacht und die moderne Literatur nachhaltig geprägt.

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