Jahrbuch Psychotherapie - Traumapädagogik: Internationale Zeitschrift für PsychoPraxis - Heft 5 - 2025/ 5. Jahrgang

· Verlag Traugott Bautz
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Frühe Gewalterfahrungen und daraus resultierende Störungen konnen schwerwiegende Auswirkungen auf das gegenwärtige Leben der Betroffenen haben und die nächste Generation belasten: von Unerwünschtheit in der Kindheit bis hin zu emotionaler Vernächlassigung und sexualisierter Gewalt. Misshandlungserfahrungen hinterlassen oft dauerhafte Spuren im Gehirn. Sie prägen, neben den Körpersensationen, auch Sinneswahrnehmungen wie Bilder, Geräusche und Gerüche. Traumatisierte Eltern neigen in der Regel zu übererregten Reaktionen mit erhöhter Impulsivität, welche die psychosoziale Entwicklung der Heranwachsenden empfindlich stören können.

Jedes Trauma löst Stress aus, der sich je nach Person und Stärke seiner Resilienz entwickeln, verlagern und verändern kann. Bio-psycho-soziale Faktoren sind ausschlaggebend fur die Entwicklung der Resilienz. Während die eine Person aufgrund der Schwere ihrer Erlebnisse früh zerbricht oder später Belastungen entwickelt, bleibt die andere weitestgehend unversehrt. Der Tatort des Traumas ist das Gehirn. Das Gehirn ist das Steuerungssystem der Bewusstseinsfunktionen des Denkens und Fühlens, des Empfindens und Intuierens. Seine Beeinträchtigung verursacht kognitive wie seelische Störungen mit oft nachhaltigen Folgen. Das Traumaerlebnis schaltet das limbische System um und verursacht im Gehirn eine Stoffwechselstörung, die weitere Folgestörungen anstosen kann. Das Trauma dissoziiert das Gehirn und kann destruktive Stimmen bis hin zu Selbst- und Fremdverletzung aufkommen lassen. Die schlimmste Form dieser Entwicklung ist die dissoziative Identitätsstörung.

Die Neurobiologie der Traumaentwicklung zeigt, wie umfangreich und unterschiedlich Traumata verschiedene Hirnregionen und die Funktion der körpereigenen Botenstoffe beeinflussen und die Betroffenen in ihrem Alltag erheblich beeinträchtigen können. Posttraumatische Belastungsstörungen, psychogene nicht-epileptische Anfälle und vielfaltige lebensbeeinträchtigende Dysphorien sind haufige Folgen solcher Ereignisse. Fehlende soziale wie familiäre Beziehungen begünstigen eine solche Entwicklung.

Einige zentrale Aspekte der Traumaentwicklung werden von Forschenden aus verschiedenen Fachdisziplinen mit praktischer Orientierung aufgegriffen. Sie alle verbindet eine wertschätzende Haltung und Ressourcenorientierung mit Lösungsperspektiven. In ihrem systemischen Vorgehen betrachten sie integrative Konzepte und hypnosystemische wie störungsbezogene Behandlungsansätze, darüber hinaus auch Präventions- und Interventionskonzepte wie mentalisierungsbasierte Behandlungen, um dem Trauma und seinen Folgen entgegenzuwirken.

Kurt Hahn (Heidelberg)

und Hamid Reza Yousefi (Trier) Januar 2025


Die Internationale Zeitschrift für PsychoPraxis informiert jährlich durch Experteninterviews, systemische Fallstudien, Forschungs- und Praxisberichte über die neuesten Anwendungsfelder und Methoden der systemischen Psychotherapie. Sieumfasst lösungsorientierte und ressourcenorientierte Beratungsbereiche sowie Trainings und Coachings. Die Zeitschrift stellt vielfältige Ansätze vor, analysiert Problemsysteme, untersucht Beziehungskonstellationen und verbindet die Theorie mit der Praxis.Zahlreiche Anleitungen und Beispiele eröffnen einen vielfältigen Zugang zur bio-psycho-sozialen Dimension der Psychotherapie- und Beratungsfelder. Vorgestellt und analysiert werden auch Ansätze der Familientherapie, welche Menschen die Möglichkeit an die Hand geben, ihr soziales Bezogensein zu stärken und ihr Alltagsleben selbstbewusst und perspektivisch zu gestalten.


About the author

Prof. Dr. Hamid Reza Yousefi wurde 1967 in Teheran geboren und studierte Philosophie, Germanistik und Pädagogik an der Universität Trier, promovierte 2005 über den Toleranzbegriff im Denken Gustav Menschings und habilitierte sich 2010 mit der Studie Philosophie und Geschichte – Perspektiven für eine globale Philosophie. Seine Forschungsbereiche sind interkulturelle Philosophie, angewandte Religionswissenschaft und diskurshistorische Toleranzforschung. Insbesondere interessiert ihn Gustav Menschings Toleranzkonzeption. Er ist heute Privatdozent für Geschichte der Philosophie und Interkulturelle Philosophie an der Universität Koblenz. Zudem Initiator und Leiter des Instituts für zur Förderung der Interkulturalität in Trier sowie Initiator und Herausgeber der Schriftenreihen „Interkulturelle Bibliothek“, „Studien zur Weltgeschichte des Denkens“ und „Philosophische Perspektiven“, Forschungsschwerpunkte sind moderne Theorien des Religiösen, Ethik, Toleranz, Hermeneutik und Kommunikation.

Aktuelle Veröffentlichungen: Toleranz im Weltkontext (Hg., zusammen mit Harald Seubert), Wiesbaden 2013; Menschenrechte im Weltkontext (Hg.), Wiesbaden 2013 sowie Die Bühnen des Denkens: neue Horizonte des Philosophierens, Münster 2013.

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