Das Schauspiel dauerte sehr lange. Die alte Barbara trat einigemal ans Fenster und horchte, ob die Kutschen nicht rasseln wollten. Sie erwartete Marianen, ihre sch_ne Gebieterin, die heute im Nachspiele, als junger Offizier gekleidet, das Publikum entzÙckte, mit gr_¤erer Ungeduld als sonst, wenn sie ihr nur ein m_¤iges Abendessen vorzusetzen hatte; diesmal sollte sie mit einem Paket Ùberrascht werden, das Norberg, ein junger, reicher Kaufmann, mit der Post geschickt hatte, um zu zeigen, da¤ er auch in der Entfernung seiner Geliebten gedenke.
Barbara war als alte Dienerin, Vertraute, Ratgeberin, Unterh_ndlerin und Haush_lterin in Besitz des Rechtes, die Siegel zu er_ffnen, und auch diesen Abend konnte sie ihrer Neugierde um so weniger widerstehen, als ihr die Gunst des freigebigen Liebhabers mehr als selbst Marianen am Herzen lag. Zu ihrer gr_¤ten Freude hatte sie in dem Paket ein feines StÙck Nesseltuch und die neuesten B_nder fÙr Marianen, fÙr sich aber ein StÙck Kattun, HalstÙcher und ein R_llchen Geld gefunden. Mit welcher Neigung, welcher Dankbarkeit erinnerte sie sich des abwesenden Norbergs! Wie lebhaft nahm sie sich vor, auch bei Marianen seiner im besten zu gedenken, sie zu erinnern, was sie ihm schuldig sei und was er von ihrer Treue hoffen und erwarten mÙsse.
Das Nesseltuch, durch die Farbe der halbaufgerollten B_nder belebt, lag wie ein Christgeschenk auf dem Tischchen; die Stellung der Lichter erh_hte den Glanz der Gabe, alles war in Ordnung, als die Alte den Tritt Marianens auf der Treppe vernahm und ihr entgegeneilte. Aber wie sehr verwundert trat sie zurÙck, als das weibliche Offizierchen, ohne auf die Liebkosungen zu achten, sich an ihr vorbeidr_ngte, mit ungew_hnlicher Hast und Bewegung in das Zimmer trat, Federhut und Degen auf den Tisch warf, unruhig auf und nieder ging und den feierlich angezÙndeten Lichtern keinen Blick g_nnte.
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