„Zum Leuchtturm“, veröffentlicht 1927, ist in drei Teile gegliedert, die den traditionellen Fluss von Zeit und Geschichte bewusst stören. Woolf nutzt diese fragmentierte Form, um die Vergänglichkeit menschlicher Beziehungen und die illusorische Natur des Trostes hervorzuheben und ein Bild des Familienlebens zu präsentieren, das so zerbrechlich wie flüchtig ist.
Im ersten Abschnitt, „Das Fenster“, verbringen die Familie Ramsay und ihre Gäste einen Tag in ihrem Sommerhaus, mit dem Versprechen an den jüngsten Sohn James, dass sie am nächsten Tag den nahegelegenen Leuchtturm besuchen werden. Die häusliche Szene wirkt warm und voller Möglichkeiten: Kinder spielen, Gäste sprechen über Kunst und Philosophie, und Mrs. Ramsay bemüht sich, beim Abendessen eine momentane Harmonie zu schaffen. Doch subtile Spannungen schwelen unter den höflichen Gesprächen, und der versprochene Ausflug wird verschoben, wodurch das Versprechen des Tages unerfüllt bleibt. Der mittlere Abschnitt, „Die Zeit vergeht“, umfasst ein Jahrzehnt auf wenigen Seiten, in denen das Haus verlassen steht und der Große Krieg außerhalb seiner Mauern tobt. In einer Reihe von kargen, unpersönlichen Vignetten – die Natur erobert langsam die leeren Räume zurück – erfahren wir in kurzen, eingeklammerten Andeutungen, dass Mrs. Ramsay plötzlich gestorben ist und einige ihrer Kinder ebenfalls einen frühen Tod gefunden haben. Diese abrupte, unsichtbare Zerstörung höhlt das Herz der Familienerzählung aus und betont, wie gleichgültig die Welt gegenüber individuellen Leben ist.
Im letzten Abschnitt, „Der Leuchtturm“, kehren die Überlebenden in das lange vernachlässigte Haus zurück. Mr. Ramsay, älter und einsamer, besteht darauf, endlich die Reise zum Leuchtturm mit James und seiner Schwester zu machen, als ob er ein Geisterversprechen erfüllen wollte. Gleichzeitig stellt Lily Briscoe, eine Freundin der Familie und Malerin, ihre Leinwand auf dem Rasen auf, entschlossen, ein Gemälde zu vollenden, das sie Jahre zuvor begonnen hatte. Sowohl die Bootsfahrt als auch die künstlerische Anstrengung entfalten sich leise, ohne dramatische Offenbarung. James erreicht den Leuchtturm und Lily setzt den letzten Pinselstrich auf ihre Leinwand, bescheidene Errungenschaften, die zutiefst persönlich bleiben. In diesem abschließenden Segment sind die Gespräche spärlich und angespannt, und jeder Charakter bleibt in Gedanken an abwesende Lieben versunken. Der Roman endet nicht mit einem Triumph, sondern mit Lilys einsamer Vision ihres fertigen Gemäldes, was impliziert, dass jeder Sinn momentan und subjektiv ist. „Zum Leuchtturm“ schließt somit auf einer zweideutigen Note, seine Charaktere bleiben mit nur Fragmenten der Erfüllung inmitten einer unwiederbringlichen Vergangenheit zurück, was die modernistische Überzeugung unterstreicht, dass keine äußere Struktur dem Chaos von Zeit und Verlust Sinn verleihen wird.