Eine behütete junge Frau segelt in ein fernes Land, in der Hoffnung, auf der Reise Leben und Sinn zu entdecken. Was sie stattdessen vorfindet, ist eine beunruhigende Leere unter den höflichen Gesprächen und der tropischen Landschaft. Die äußere Reise wird zu einem inneren Abdriften in die Stille und bietet am Ende keine große Erleuchtung.
1915 als Woolfs Debütroman veröffentlicht, trägt „Die Fahrt hinaus“ die äußere Form einer traditionellen Edwardianischen Erzählung, doch subtile Risse erscheinen in ihrer Fassade. Unter dem Anschein einer konventionellen Coming-of-Age-Geschichte verbirgt sich eine leise Untergrabung der Erwartungen und ein früher Hinweis auf modernistische Desillusionierung.
Die Geschichte folgt Rachel Vinrace, einer naiven jungen Frau, die England an Bord des Schiffes ihres Vaters verlässt und zu einem fiktiven südamerikanischen Resort reist. In dieser isolierten Kolonialenklave beobachtet Rachel das müßige Geplapper und die erstickenden Höflichkeiten der ins Ausland verpflanzten britischen Gesellschaft. Sie erkundet zaghaft Romantik und intellektuelle Neugier, doch ihre Erfahrungen bringen keine klaren moralischen Lehren oder persönliche Erfüllung. Stattdessen wird Rachels Reise durch eine plötzliche, unerklärliche Krankheit abgebrochen, die sie niederschlägt, bevor eine Lösung erreicht werden kann. Der abrupte Verlust der Protagonistin nimmt jede Illusion eines ordentlich sinnvollen Lebensverlaufs und konfrontiert die Leser mit der Zerbrechlichkeit und Unvorhersehbarkeit der Existenz.
Stilistisch ist der Roman konventioneller als Woolfs spätere Werke, doch untergräbt er bereits die viktorianischen Erzählkomforts. Die Perspektive schweift zwischen den Charakteren hin und her und offenbart ihre privaten Träumereien und trivialen Obsessionen ohne autoritäre Wertung. Jegliches Gefühl von geteilter Realität oder moralischer Klarheit fehlt merklich; jeder Charakter existiert in einer abgeschlossenen Blase der Wahrnehmung. Als Rachel stirbt, bietet die Erzählung keine tröstliche Einsicht oder offensichtliche Tragödie – nur eine antiklimaktische Leere. Der Schluss weigert sich, eine beruhigende Botschaft zu vermitteln, und hinterlässt einen gedämpften Eindruck von sinnloser Zwecklosigkeit, der das skeptische, fragmentierte Ethos der literarischen Moderne vorwegnimmt.